Zurück zur Erde

10. – 15. Juni 2024
Kulturquartier
Rudolf-Diesel-Straße 41
Münster

Das Kompost Festival entsteht im Zwischenraum von Ökologie, Wissenschaft, Kunst und bodenständiger Praxis. Es experimentiert mit Methoden lebendiger Regeneration und der zirkulären Kunst sozio-ökologischer Transformation. Das Festival beschäftigt sich mit konkreten Aktionen und drängenden Fragen für das Überleben auf der Erde. Als Antwort auf die planetare Krise tasten wir uns an den Planeten von innen heran. Alles dreht sich und das Ende wird der Anfang: Wo sind wir gelandet und was können wir vom Kompost lernen?

Programm

 

Vorprogramm:

6.6. Gemeinsam die Hände dreckig machen / GeoUrbanum (Heisenbergstrasse 2)

Ab 14:00 Spielerisch-kreative Workshops (u.a. StadtLabor)

Ab 19:00 Biodiversität Kartieren (Gemeinschaftsgartennetzwerk Münster) & Gartenmöbel Reparieren (u.a. mit studio formagora)

Ab 20:30 Open Air Kino „Ernte teilen“ (ILWA) & „Kompost Sein

10.-12.6. Kompost Camp – Herantasten an die Erde / Kulturquartier

Wir gehen gemeinsam mit (Geo)Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen und Nachbar*innen am Münsteraner Nordrand „in die Tiefe”. Ein experimentelles Er-Forschen/Fühlen der komplexen Verwobenheit des Lebens auf der Erde. Der Versuch einer „Erdung“ im Sinne einer Annäherung an die Frage „Wo sind wir?“. Bruno Latour lässt grüßen. (Nur mit Anmeldung, begrenzte Plätze)

 

Anfahrt:

Dieses Jahr findet das Hauptprogramm des Kompostfestivals im Kulturquartier in Coerde statt. Die Anfahrt lohnt sich!

Mit dem Fahrrad vom Hbf 20 min. – 5,4 km // Mit dem Bus vom Hbf mit der Linie 4 Bussteig A – Haltestelle Rudolf-Diesel-Straße aussteigen – 18 min. Fahrtzeit und noch 400m zu Fuß // Oder mit der Linie S50 (Richtung Ibbenbüren – Haltestelle Gewerbegebiet Kleimannbrücke A aussteigen – 12 min. Fahrtzeit und ca. noch 1 km zu Fuß

Orientierung per online Karte 

Hauptprogramm:

Donnerstag 13.6.

10:00 Sensorial mapping & embodied ecologies / Philippe Rekacewicz (visionscarto) // A journey through the world of radical mapping by one of its best-known co-creators, with insights into new, sensitive ways of mapping, and the Embodied Ecologies project: a collaborative inquiry into how people sense, know, and act to reduce chemical exposures.

13:00 Making Worlds / Julia Haarmann, Cornelia Steinhäuser (ZIN), Escuela de Garaje // Ein Gespräch über die Workshopreihe „Making Worlds“ des Künstlerdorfs Schöppingen, die verschiedene Auffassungen von „Welt“ anhand von sozial engagierten Praktiken der „Welterzeugung“ internationaler Künstler:innen in den Fokus nimmt.

16:00 Von wo leben wir? Münsters Flächenhunger kartieren / kollektiv orangotango, Risse im Asphalt, Krit Geo Bonn & B-Side e.V. (im Dialog mit CIR, Vamos e.V., Ernährungsrat) // Der Workshop thematisiert die weltweiten Auswirkungen des Ressourcen- und Flächenverbrauchs Münsters um den lokalen Konsum im globalen Maßstab greifbar zu machen. Es soll eine Karte entstehen, die den planetaren Fußabdruck Münsters visualisiert.

18:30 Kompost Zone Vernissage / Kompost Camper:innen & Not-an-Atlas // Einblicke in die Prozesse und Werke des Kompost Camps und Eröffnung der Karten-Ausstellung „We are not above – Mapping the World as an Insider”.

19:30 Einführung in Bruno Latours Kritische Zone / Mira Hirtz (ZKM)  // Wie denken wir über das Verhältnis von uns als Menschen zu all den vielen nicht-menschlichen Wesen und Materien nach? Welche Begriffe und Konzepte helfen uns dabei, uns nicht als ein Gegenüber der Natur, sondern als Wesen inmitten eines dichten Gewebes an Leben zu begreifen? Ein solches Konzept könnte das der “Critical Zone“ sein – eine Idee, die der Theoretiker Bruno Latour gemeinsam mit Naturwissenschaftler:innen und Kultur:schaffenden entwickelt hat. Im Online Vortrag wird die freischaffende Kuratorin und Künstlerin Mira Hirtz Einblick in die Ausstellung “Critical Zone”   von Bruno Latour geben. Für alle die es nicht ins Kulturquartier schaffen: https://uni-ms.zoom-x.de/j/66378491725?pwd=2rkMMUXRK5HHCUWlOH9OnZLGBRYeI7.1

 

Freitag 14.6.

14:00 Möbel aus Müll – Urban Mining Teil I / studio formagora & Carolin Mees // Ein Möbelbau Workshop aus den Resten der Überflussgesellschaft. Aus gerettetem Altholz von den Abfallwirtschaftsbetrieben Münster bauen wir Sitzgelegenheiten und eine Leinwand für ein Open Air Kino. Durch das eigenhändige Inwertsetzen von gebrauchtem Material wird der Wert von „Müll“ greifbar. Es sind keine handwerklichen Vorkenntnisse nötigt aber eine Anmeldung an nick@formagora.de

16:30 Von Würmern, Weberinnen, Cyborgs und Dir – Ein ökofeministischer Workshop / Nadine Gerner // Wie hängen meine eigenen Erfahrungen als alleinerziehende Mutter, polyamouröse Lesbe, queere*r Gärtner*in, unbezahlte Hausfrau oder verzweifelte*r Landwirt*in mit dem kapitalistischen System zusammen? In einem interaktiven Verwebungsspiel (ver)lernen wir miteinander und bereiten den Boden für ein ökofeministisches Denken und Handeln. Lasst uns die Gesellschaft gemeinsam kompostieren!

19:00 Wenn du fällst, fange ich dich auf – Contact Improvisation / Camillo Brand // Tanzende Explorationen zwischen Standfestigkeit und Fallenlassen im Dialog mit dem Boden. Spielend festigen wir das Vertrauen in die Welt, in einander und in uns selbst.

20:30 Stadt der Zukunft – Urbane Gärten als Orte der Transformation / Christa Müller (anstiftung) // Urbane Gemeinschaftsgärten sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Aus vereinzelten Pionierprojekten entstand im Laufe der vergangenen zwei Jahrzehnte ein Netzwerk von rund 1000 Initiativen. Als erdverbundene Orte haben sie das Potenzial, Stadt wie Gesellschaft grundlegend zu verändern. Doch was ist das Besondere an urbanen Gärten und warum sind sie unverzichtbar? In einem Fotovortrag gibt die Soziologin und Mit-Herausgeberin Christa Müller Einblicke in ihr neustes Buch zu urbanen Gärten.

21:00 Urbane Gärten Podiumsdiskussion / Christa Müller, Carolin Mees, Nico Baumgarten, Iris Dzudzek & Severin Halder // Gemeinsam mit Autor*innen des Buches Die Stadt der Zukunft aus Wissenschaft, Forschung und Aktivismus beleuchtet Christa Müller die unterschiedlichen Dimensionen der neuen urbanen Gartenbewegung – und lotet ihre Rolle bei der Mitgestaltung einer menschen- und naturgerechten Stadt der Zukunft aus.

22:00 Silent Open Air Kino „Erde“ // Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt – mit Schaufeln, Baggern oder Dynamit. In „Erde beobachtet Nikolaus Geyrhalter in Minen, Steinbrüchen, Großbaustellen Menschen bei ihrem ständigen Kampf, sich den Planeten anzueignen. (In Kooperation mit der Filmwerkstatt Münster)

Samstag 15.6.

11:00 Bokashi Workshop für Kinder & Erwachsene / Barbara Schwarzkopf // Blitzschnelle Verwandlung in wertvolle Komposterde durch Fermentierung mit der Bokashi-Eimermethode. Im Workshop erfahren Sie, wie dieser Prozess verläuft u es wird ein eigener Bokashi-Eimer gebaut. Anmeldung unter: kita-zwergenwiese@gmx.de / Unkostenbeitrag: 10 Euro

12:00 Möbel aus Müll – Urban Mining Teil II /studio formagoraCarolin Mees// Ein Möbelbau Workshop aus den Resten der Überflussgesellschaft. Aus gerettetem Altholz von den Abfallwirtschaftsbetrieben Münster bauen wir Sitzgelegenheiten und eine Leinwand für ein Open Air Kino, die noch am Abend das Kulturquartier in ein Open Air Pop Up Kino verwandeln werden. Es sind keine handwerklichen Vorkenntnisse nötigt aber Anmeldung unter nick@formagora.de

12:30 Gartensafari – Ökologische Erkundungstour für Kinder & Erwachsene / Sandra Dähn

Ab 13:00 Essen & Trinken / Infostände, Karten- & Wanderausstellungen / Kulturquartier, Kompost Zone, Not-an-Atlas, Gartennetzwerk Münster, Risse im Asphalt, KleinWald e.V. …  

13:30 Ökologie empfinden / Max Trussat (Grün statt Grau) & Ole Heiland (Krit Geo Bonn) // Begebt euch mit uns auf einen Ausflug in unsere (un-)greifbare Umwelt. Wir wollen in der direkten Umgebung des Kulturquartiers wahrnehmen, wie jede:r Einzelne das Kleinteilige, Ganze und Verflochtene unserer Welt begreift und nicht begreift. Diese Verhältnisse werden wir kreativ betrachten, um uns als Teil des planetaren Geflechts ein bisschen neu zu empfinden.

15:00 Tod und Kreislauf – Vortrag & Gespräch / Camillo Brand // Der Kulturanthropologe und Filmschaffende Camillo Brand gibt in einem Impulsvortrag Einblicke in das Feld der (kompostierenden) Bestattungsrituale, mit anschließender Diskussionsrunde.

16:30 Die Mikrobiologie des Komposts / Prof. Bodo Phillip (ZIN) // Mikroskopische Einblicke in die Welt der Mikroben und Bakterien: Wie funktioniert Kompost? Was passiert mit Mikroplastik im Kompost? Wie zersetzen sich kompostierbare Verpackungsmaterialien?

18:00 Ökofeminismus. Zwischen Theorie und Praxis/ / Nadine Gerner  // Wer vom Kompostieren spricht, darf von Patriarchat, Kolonialismus und Kapitalismus nicht schweigen! Die Lesung gibt Einblicke in ökofeministische Bewegungen früher wie heute. Was haben Ökologie und Feminismus miteinander zu tun? Wir lernen, was sich hinter dem Begriff Ökofeminismus verbirgt und wie wir damit die gegenwärtigen zerstörerischen Verhältnisse für Mensch und Umwelt begreifen und umwälzen können.

19:30 Tanzgeist / Simone Lamski // Schuhfreies Tanzen zu Musik aus aller Welt mit Impuls und Emotion, von erdig bis kosmisch!

21:00 Wie gehen wir mit dem um was wir nicht mehr brauchen? Eine Podiumsdiskussion zu Müll, Klärschlamm & Körpern // Vom Ekel zum Bewusstsein für Stoffkreisläufe und ihre Störungen: Ein Dialog zwischen dem Produzenten Valentin Thurn (Taste the Waste/Holy Shit), Camillo Brand (Kulturanthropologe/Bestattungsinsider), Klo:lektiv (tbc) und anderen Gästen des Kompost Festivals zu vermeintlich Ekelhaftem und Tabus rund ums Kompostieren und Wiederverwenden von Müll, Körpern und Geistern.

21:30 DIY Open Air Kino “Holy Shit” // Was geschieht mit der Nahrung, die wir verdauen, nachdem sie unseren Körper verlassen hat?
Auf der Suche nach Antworten begibt sich der Film Holy Shit auf eine investigative und unterhaltsame Suche auf vier Kontinenten. Er folgt der Fäkalienspur von den langen Pariser Abwasserkanälen bis zu einer riesigen Kläranlage in Chicago. Die vermeintliche, weltweit angewandte Lösung, die halbfesten Überreste der Kläranlage als Dünger zu verwenden, erweist sich als lebender Albtraum, denn sie enthalten Schwermetalle und giftige PFAS-Chemikalien. Können Ausscheidungen für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden und die drohende Düngerknappheit lindern?

 

Satelliten-Events:

So 16.6. Biopolitischer Fermentationsworkshop (im Künstlerdorf Schöppingen!) / Escuela de Garaje (Bogotá) / 12:00 – 18:00

Der Workshop aus der Reihe „Making Worlds“ dieser (un-)disziplinären Schule umfasst eine praktische Erkundung der engen Beziehung zwischen Menschen und Mikrokulturen von Bakterien und konzentriert sich dabei auf die biopolitische Dimension der Fermentation und die durch sie ermöglichten Transformationen. Durch praktische Experimente mit verschiedenen Techniken und Zutaten beschäftigt sich die Escuela mit den verflochtenen Erfahrungen der Fermentierung in Erzählungen von Lebensmitteln, Migration und Kolonialismus.

 

Di. 18.6. Compost the Internet I / Online Veranstaltung

19:00 Urban Community Composting – Ein online Erfahrungsaustausch / BodenschätzeN

Was braucht es um gemeinschaftlich zu kompostieren? Welche Orte eignen sich für das gemeinsame Kompostieren? Welche Arten von Kompost-Infrastruktur gibt es? Zusammen mit Gartenpolylog aus Wien und Kokoza aus Prag hat BodenschätzeN Erfahrungen, Ideen und Faktoren des Gelingens gesammelt für gemeinschaftliches Kompostieren in Städten. Diese Ergebnisse wollen wir mit euch teilen und diskutieren. Wir freuen uns darauf eure Erfahrungen kennenzulernen und eure Anliegen zu besprechen! Im Anschluß an den Erfahrungsaustausch gibt es einen kurzen Einblick in das Kompost Festival als internationale Dialog-Plattform.

Zoom Link: https://uni-ms.zoom-x.de/j/3861572750?pwd=UUZyL2V0dWpXdFBWaEpDOEIzKzlFUT09

 

Mi 19.6. Compost the Internet II / Online Lecture

12:15-13:45 (CET) More-than-human agricultural knowledge / Anna Krzywoszynska (University of Oulu) 

Agriculture is the space on interdependency per excellence, a significant site of negotiation between human and more-than-human entities. However, as in other areas of ‘natural resource management’, the negotiation gave place to control (or illusion of control).  The ecological consequences of this have been such that agriculture has become one of the major drivers of planetary boundaries overshoot. In this talk I discuss these issues especially as pertains to debates around soils and soil health. (contact fynn.julian.kettner@uni-muenster.de for access link)

Part of the online Lecture Series “Interdependencies” (Institut für Geographie) 

Komm runter, denn in der Kompost Zone eröffnet sich eine (Unter-) Welt voller Leben und drängender Fragen für die Zukunft unserer Erde. Sie widmet sich Mensch-Umwelt-Beziehungen tiefgründig, experimentell und behutsam. Kompost ist die Kunst der lebendigen Transformation, bei der aus toter Materie neues Leben entsteht. In diesen Zeiten von Klimadepression und Bodenkrise dient uns der Kompost als Inspiration bei der planetaren Reparatur, denn ihm wohnt der Kreislauf des ewigen Lebens inne, dessen Dynamik alles unterliegt, was uns umgibt und wir selbst auch. Alles wandelt sich, und das Ende wird zum Anfang!

Die Kompost Zone ist ein experimentelles Projekt für diverse kompostierende Praktiken an der Schnittstelle von (peri)urbaner (Agrar)Ökologie, kritischer Geographie, grüner Stadtentwicklung von unten, Umweltbildung und künstlerisch-partizipativer Forschung. Die Kompost Zone ist aktuell aufgebaut aus dem Kompost Festival 2022 & 2023 und dem Dokumentarfilm „Kompost sein“.

„Kompost Sein“ – Ein Dokumentarfilm zu Mensch-Boden Verhältnissen

„Was passiert, wenn wir Stadtplanung von der Verrottung her denken?”

“Hooray for compost” Anna L. Tsing

„Sind wir bereit uns langsam zu zersetzen?“

“I wish the compost festival all good things.” Donna Harraway

“Thanks very much for getting in touch about your wonderful festival. This looks beautiful!” Maria Puig de la Bellacasa

Kooperationspartner*innen

    Ein Kompost-Kuratorium begleitet den Gestaltungsprozess und besteht aus folgenden Lebewesen:

    Nico Baumgarten (baut Baumhäuser aus Sperrmüll), Dr. Christa Müller (schreibt Urbane Gärten groß), Brett Bloom (deep mapping = deep listening = deep digging), Dr. Carolin Mees (gestaltet mit waste=food=materials), Marco Clausen (kompostiert Großstädte), Dr. Iris Dzudzek (schreibt Pürckhauer mit Gendersternchen), Ella v. d. Haide (steht auf Würmer, Pferde und Microbiom), Dr. Yusif Ides (forscht im Müll), Zayaan Khan (pflegt Beziehungen zu Saatgut), Severin Halder & Community-Kompostwürmer (machen gemeinsam Dreck)

    Das Kompost-Festival ist eine Veranstaltung des StadtLabor Münster und der anstiftung.